3. Mai 2011

Gelebte Integration: Wasserbüffel im Kamptal

Zurück in der Wienerstadt stand am Montag ein lehrreicher Abend auf dem Programm: Der sympathische Slow Food Käsemacher Robert Paget erzählte im essen:z einem Grüppchen Interessierter etwas über seine Berufung und viel über Käse. 

So sieht er aus, der Wasserbüffel.
© aboutpixel.de - Michael Schneppensiefer
So konnten wir endlich einige Fragen klären: Ja, es gibt im Kamptal Wasserbüffel (mit Migrationshintergrund), die einzigen in Österreich. Es sind 15 Tiere, die in Diendorf auf Herrn Pagets Hof neben 50 Ziegen leben. Und auf meine Frage, ob sie sich als Ausländer hierzulande überhaupt wohlfühlen können, lächelte Herr Paget. Ja, sie können, denn er hätte ihnen einen Wasserbüffel-Swimmingpool gebaut, in dem sie sich suhlen und Dampf ablassen können. So wohl, dass sie brav Milch abliefern, aus dem er dann alle möglichen Käsesorten herstellt: und ja, auch Mozzarella. Nach Jahren hätte er doch nachgegeben und Büffelmozzarella hergestellt. 


Ist leider derzeit die falsche Jahreszeit, daher gab es zwar keine Mozzarella (ja, es heißt die Mozzarella), dafür aber Ricotta (auch die ist ein Weibchen), Camembert, Brie und viele verschiedene Büffel-, Ziegen- und Büffel-Ziegen-Käse verschiedenen Alters zu verkosten. Auch Nachspeisen gab’s (Ricotta mit Süßwein, Himbeeren und Kakaopulver, mhhh) und für die Mutigen eine Kostprobe eines 15 Jahre alten Ziegenkäses (Paget: „Der ist nicht von mir, den hab ich vor zehn Jahren auf einer Käsemesse gekauft. Was ist da jetzt sooo lustig?“). Interessante Gaumenerfahrung: Der dunkelbraune Käse schaut nicht gerade einladend aus (Ötzi, bist du's?), schmeckt aber besser als er aussieht: scharf, würzig und salzig. Dazu gab es Weinproben, hauptsächlich biologischen Ursprungs, begonnen mit einem Uhudler-Prosecco (der war lecker! Ich sag nur Walderdbeeren!) über Riesling, Rotgipfler Reserve (!), einem spanischen Roten (nein, kein Rioja), der der Hammer war, bis zu einem Süßwein aus der Südsteiermark von einem der vielen Tscheppes, den man offiziell gar nicht bekommt. Das Geschmackspektrum reichte von „aha, interessant“ bis „will mehr davon, wo ist denn jetzt die Flasche hin“. Und das am Montag. Was soll ich euch sagen?

Ricotta wird im Gegensatz zu Topfen, der aus Milch gemacht wird, aus Molke gewonnen, die bei der Käseherstellung anfällt. Sie ist leichter bekömmlich als Topfen, quasi fettfrei (hallo Bikinifigur!), aber trotzdem cremig und gut zu verarbeiten. Die Italiener wissen das natürlich und verwenden Ricotta u. a. für ihre diversen leckeren Teigtaschenfüllungen: Ravioli, Tortellini, Canelloni… 

Hier noch ein blitzschnelles frühlingshaftes Ricotta-Rezept: 

Ricotta Kräutertascherl

Blätterteigquadrate 10x10 cm mit einer Mischung aus Ricotta, frischen Kräutern (Basilikum, Petersilie, Minze, Thymian oder was halt so schmeckt), Salz und Pfeffer füllen, einschlagen, mit der Gabel festdrücken und ab ins Backrohr damit.

4 Kommentare:

  1. Da wir in Köln ja leider keine Wasserbüffel haben, habe ich mir bisher keine Gedanke darüber gemacht dass die Erzeugung von Original "Kamptaler-Büffel-Mozarella" Jahreszeiten abhänging sei. Bitte um Aufklärung. Viel Genuß wünscht der Agnesveedeljung.

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  2. Die Zeit, in der die Wasserbüffelkuh Milch gibt (Laktationsperiode) beträgt 10 Monate im Jahr, d.h. zwei Monate gibt es keine Büffelmilch. Das, die relativ kurze Haltbarkeit der Büffelmilch und wahrscheinlich auch die sehr aufwändige Prozedur der manuellen Mozzarella-Herstellung (Robert Paget ist als Käsehersteller ein Ein-Mann-Unternehmen) sind wohl dafür verantwortlich, dass kleinere Betriebe nicht das ganze Jahr Büffelmilchmozzarella erzeugen. Abgepackt im Supermarkt bekommt man sie wahrscheinlich schon.

    Zu den WB in Deutschland:
    In Europa werden Wasserbüffel vor allem in Rumänien, Bulgarien und Italien gehalten. „Gegenwärtig gibt es in Deutschland über 2500 Wasserbüffel (HIT 2010), die von einzelnen Hobbyzüchtern, in der Mehrzahl aber in landwirtschaftlichen Betrieben, in Herdengrößen von etwa 40, 90 und über 150 Tieren gehalten werden. Die noch relativ geringe Population verteilt sich mittlerweile auf zahlreiche Betriebe in allen Bundesländern in Deutschland mit Ausnahme von Bremen und Hamburg. (...) Büffelmilchspezialitäten wie Mozzarella und Ricotta werden auch in deutschen Büffelproduktionsbetrieben hergestellt, von denen sie direkt vermarktet werden.“ Quelle:
    http://www.bueffel-farm.de/wasserbueffel/wb-zeigert.html
    Also, vielleicht lässt sich deutscher Büffelmozzarella auch in Kölle auftreiben?

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  3. Danke für die erschöpfende Auskunft über Laktationsperioden und Population der WB in Europa;-)) Eine Frage drängt sich mir noch auf: Wie lange ist denn ein frischer Mozzarella haltbar? Gruß vom Jung

    PS:BM gibt es in dem wunderbaren italienischen Delikatessenladen am Sudermannplatz!! (im Herzen des Agnesveedels

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  4. Wenn er nicht abgepackt ist, fragt man am besten. Ansonsten hält er sich angeblich auch länger als angegeben - wenn er richtig gelagert wird (nicht im Plastik bzw. wo er schimmeln kann). Aber das ist wieder eine eigene Wissenschaft...
    Und Super-Sudermannplatz-Delikatessen!

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