2. Januar 2012

Apulisch in Rudolfsheim

Heute mal eine klassische Text-Bild-Schere: Anstatt Il
Tavoliere sehen Sie hier Silvester in der Wienerstadt.
Es zahlt sich doch manchmal aus, sich über den Gürtel hinaus in die äußeren Bezirke vorzuwagen. Im nämlichen Fall in den 15. Bezirk. Auch wenn die überwiegende Mehrheit der in Rudolfsheim-Fünfhaus anzutreffenden Lokalitäten Namen wie Café Bingo, Harry Pizza oder Kebabhaus Ahmet trägt und dementsprechend Toast, Durchschnittspizza oder eben Kebab bietet. Was sich wiederum natürlich nicht nur auf diesen Teil der Wienerstadt beschränkt.

Ein paar Lokalempfehlungen gibt es natürlich schon: So ist das Gasthaus Quell empfehlenswert für Fleischtiger und Fans der Wiener Küche, während  die über die Bezirksgrenzen hinaus bekannte Hollerei für die ordentliche Versorgung der fleischlosen Abteilung zuständig ist. Vietnamesisch wird im - no na - Good Morning Vietnam und im Hanoi gekocht. Und das Bier danach trinkt man natürlich im Blue Tomato. Und dann gibt es noch seit vergangenem Jahr das Ristorante Il Tavoliere.

Man vermutet in dieser Gegend ja keine zwei- bis dreifach bemützte Küche und auch das Lokal sieht jetzt nicht nach gehobener Gastronomie aus. Zum Glück gibt es manchmal auch positive Überraschungen...

Zu Beginn wird man gleich einmal persönlich vom Chef begrüßt, was sehr sympathisch ist. Auch die Speisenbestellung nimmt er selbst entgegen. Wer ein "Tartara di Orata all'arancia" bestellt, kann sich sicher sein, dass die Vorspeise frisch auf den Tisch kommt. Denn die Zubereitung erfolgt - ebenfalls durch den apulischen Chef höchstpersönlich - vor den Augen der Gäste und steigert derartig den Appetit, dass es unbeschreiblich ist (und ich hatte leider keinen Fotoapparat dabei!). Für das Tartare wurde das Fischfleisch mit einem scharfen Messer von den Gräten und der Haut separiert, dann gehackt, eine Orange und ein scheinbar sehr reifer Paradeiser darüber ausgequetscht (woher nimmt der die im Winter?), dann wurden noch Zwiebel, Gewürze und Kräuter (und sonst noch etwas?) untergemischt. Aus dem Tartare wurden hurtig Nockerl geformt, die uns postwendend auf getoastetem Brot serviert wurden. Ecco fatto! Allein die Show war das Geld wert. Das Tartare war aber auch wirklich köstlich.
Heuer schon Schwein gehabt? © Fotos: C. Koller 

Auch die Nudelgerichte (Fischlasagne, Jakobsmuscheln) mundeten. Ein Faux pas der Küche wurde durch einen Teller Profiteroles als "Nachtisch vom Haus" wieder ausgeglichen. Zum Essen (neben Pasta, Fisch- und Fleischgerichten gibt es auch Pizza) findet man in der großen Auswahl an Flaschenweinen sicherlich auch das richtige Tröpfchen.

Gewöhnungsbedürftig ist einzig die Gestaltung des Restaurants (bloß nicht zur Decke schauen, dort befindet sich eine grausliche Kopie - oder ist das Ironie? Der Mann ist doch Italiener! - von Michelangelos Erschaffung Adams. Aber es gibt auf dem Tisch ohnehin erfreulichere Dinge anzuschauen). Allerdings befindet sich das Lokal gerade in der Umbauphase, und zur Toilette geht man durch eine Baustelle, also kann das ja noch besser werden. 

Sollten Sie in der Gegend sein, besuchen Sie diese Kochshow!

1 Kommentar:

  1. Durch Zufall war ich bei meinem letzten Wienbesuch ebenfalls in dieser neuen Boomgegend und auch in diesem wirklich netten Lokal. Lobend zu erwähnen ist noch dass das frisch gezapfte Bier aus dem schönen Ottakring kommt! Viele Grüße aus dem Veedel.

    AntwortenLöschen