18. Juli 2013

Nein zur Erlebnisgastronomie

Schön anzusehende und wohl schmeckende
Vorspeisen im Basilicum, Wien 12
Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber mir macht das Wort "Erlebnisgastronomie" Angst. Wenn ich einen Gastronomiebetrieb aufsuche, was doch gelegentlich vorkommen soll ;-), ist das Einzige, was ich erleben will, ein frisches, appetitlich aussehendes und schmackhaftes  Essen auf meinem Teller (wie zum Beispiel links im Bild). Eine angenehme Atmosphäre und ein bisserl Schnickschnack (dekomäßig auf dem Teller oder auch im Lokal) lehne ich grundsätzlich auch nicht ab. Aber das war's dann auch schon mit der Aufregung. 

Oft fragt man sich auch, was denn nun eigentlich "das Erlebnis" sei. Wikipedia ist wieder mal schlauer: "Unter dem Begriff Erlebnisgastronomie versteht man Ideen und Konzepte, mit denen Gaststätten versuchen, ihre Gäste durch besondere Zusatz-Aktionen zu unterhalten. [...] Erlebnisgastronomie im weitesten Sinne bieten von jeher Ausflugslokale in reizvoller Lage an, die dem Gast neben Speis und Trank eine interessante Aussicht bieten – und deren Wirte dafür auch höhere Preise nehmen können als Gaststätten in vergleichsweise reizloser Umgebung." Ach so, das ist es: Die schöne (vermeintlich reizvolle) Aussicht rechtfertigt astronomische Preise für schlecht gezapfte, durchschnittliche Industriebiere. Machen wir also einen großen Bogen um Lokale, die sich als Erlebnisgastronomie bezeichnen, und setzen wir uns lieber in die U4 Richtung Meidling.

Ein Schelm, wer hier Böses denkt ;-).
Das ist nur das Wasser zum Pastis.

So oft kommt die Leopoldstädterin ja nicht nach Meidling, aber jetzt gibt es einen Grund (mehr), sich auf in den zwölften Hieb zu machen: Das Basilicum ist ein winziges Lokal mit einem ebensolchen Gastgarten, in dem man sich eher vor einem Blumenladen als einem Restaurant wähnt. Da kommt aber schon die Chefin mit dem Gruß aus der Küche, einem frittierten Salbeiblatt, und erzählt uns die Speisekarte (da heißt es gut aufpassen!).

Die Karte ist gemessen an der Lokalkleinheit nämlich durchaus umfangreich, tendiert stark zum Mediterran-Französischen (da soll uns nix Schlimmeres passieren) und bietet sowohl für Fleisch- und Fischliebhaber als auch für vegetarische Gelüste einiges: verschiedene Quiches, Beau Boudin (= die französische Blunzn mit Apfel), diverse Tartes, aber auch von einem Schweinsbraterl und einem Fischteller sprach die gute Frau. Gekostet habe ich als Vorspeise den Ziegenkäse mit kleinen, sizilianischen Salzkapern (ach, was freu ich mich schon auf die Sizilienreise in einem Monat :-) und danach Pappardelle mit Eierschwammerl. Und weil ich dann noch unbedingt von dem sehr oberslastigen Tiramisu-Espuma meiner Begleitung kosten musste, gab's hintennach ein Glaserl Pastis. So ein Pech aber auch ;-). So fein und lauschig können die Sommerabende also in Meidling sein.

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