6. November 2012

Ein Lob dem Budapester Kaffeehaus


Eine klassische Esterhazytorte in der ältesten Konditorei der
Stadt mit Biedermeier-Wohnzimmer-Flair
, dem Ruszwurm
Die ungarische Hauptstadt ist von Wien aus sehr gut zu erreichen, so hat man für die Anreise die Qual der Wahl zwischen Bahn, Bus, Auto, Schiff oder Flugzeug. Letzteres wäre aber übertrieben, denn um wohlfeile 20 Euronen kann man sich von einer Buslinie in guten drei Stunden von dem einen Stadtzentrum (praktischerweise gleich um die Ecke von fraus Küche) zu dem anderen (bzw. zu einer Metrostation, von der man das Zentrum in wenigen Minuten erreicht) kutschieren lassen. Und retour!

Nun, die leichte Küche hat der Ungar nicht erfunden und er bemüht sich auch nicht besonders darum. Die üppigen, nie knapp bemessenen Hauptmahlzeiten bestehen aus Fleisch und Fleisch. In vielen Lokalen bekommt man aber auch verschiedene Fischspeisen, hauptsächlich Zander, Forelle, Karpfen und Wels. Vegetarier müssen genügsam oder erfinderisch sein bzw. international orientierte Restaurants aufsuchen. Oder sich an die zahlreichen Kaffeehäuser und Konditoreien halten. Und ganz schnell gerät dann der Budapestaufenthalt zu einer - gar nicht unangenehmen - Tour de café.

Da kann die Wienerstadt nicht mithalten:
das prächtige Café New York
Die älteste Konditorei der Stadt heißt Ruszwurm, stammt aus dem Jahr 1827 und liegt auf der Budaer Seite im Burgviertel. Mit etwas Glück bekommt man einen freien Tisch und delektiert sich in Gesellschaft anderer Touristen an durchaus leckeren und für diese touristische Lage überraschend günstigen Torten. Wer keinen Platz findet bzw. Budapester ist, lässt sich die Kuchenstücke einpacken und verzehrt sie unterwegs oder daheim.

Wohl eines der prächtigsten Kaffeehäuser überhaupt (und ca. dreimal so teuer wie das Ruszwurm) ist das New York. Wo sich einst die Pester Schriftsteller, Künstler und Bohemiens trafen, staunen heutzutage ausschließlich Touristen über die güldene Pracht.

Wunderschön: Das Book Café im Jugendstilkaufhaus
Sehr eindrucksvoll und dementsprechend gut besucht ist das Book Café im ehemaligen Pariser Großkaufhaus auf der Andrássy ut. Der ehemalige Ballsaal im ersten Stock wurde erst vor einigen Jahren als Café wieder eröffnet und gehört heute zu einer großen Buchhandlung, in der es sich gut stöbern lässt. Nachdem es im Café keinen Platz gab, erstand ich zwei Bücher (natürlich ungarische Autoren - Ernö Szép und Péter Nádas - in deutscher Übersetzung) und weiter ging es ins nächste Kaffeehaus.

Mein Favorit puncto Gemütlichkeit: Café Müvész
Gleich neben der Oper findet man das Café Callas, gemütlicher ist aber das ebenfalls auf der Andrássy ut gelegene Café Müvész. Hier kann man sich bei einem Kaffee oder Gläschen Rotwein in ein Buch vertiefen oder sich auch angesichts der am (stilvoll im Goldrahmen an der Wand montierten) Flat Screen  präsentierten Süßspeisen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Im Bistro Klassz gibt's guten Wein und
international orientierte Küche.
Etwas weiter auf dieser Prachtstraße befindet sich die Weinhandlung Bisztro Klassz. Hier hat man die Gelegenheit, gute Tropfen (z. B. den Kékfrankos vom Weninger) zu schlürfen und abseits der ungarischen Hausmannskost zu speisen. Allerdings empfiehlt es sich, früh da zu sein, da es abends recht voll wird und man sich von den auf einen Tisch Wartenden durchaus etwas bedrängt fühlen kann.

Die Zeit war wie immer zu kurz und all die anderen legendären Kaffeehäuser wie das Café Gerbeaud, das Café Central und das Astoria Café Mirror müssen wohl bis zum nächsten Budapestbesuch warten. Aber mehr als drei Tage Budapest sind der Figur ohnehin nicht zuträglich…  ;-)

Eingelegtes wird gut Aufgelegtes :-)

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